Einmal im Semester machen Studierende und Lehrende des Studiengangs Craft Design eine Exkursion, um sich vertieft und umfassend mit einem Werkstoff auseinanderzusetzen. Dieses Mal ging es um das Papier. Für Gestalterinnen und Gestalter ein wesentliches Material, denn es ist Basis und Träger von Ideen, Konzepten und oft selbst Gegenstand von gestalterischen Aufgaben. Um darüber mehr zu erfahren, fuhren wir an einem sonnigen Septemberwochenende in die Buchstadt Leipzig.
Nach einem ersten Treffen am Freitagabend am Studienzentrum Leipzig – vielen Dank für das herzliche Willkommen (!) – fanden am folgenden Tag Workshops zur Texterstellung und zum Schriftexperiment statt. Unter der Leitung der Craft Design-Dozentinnen Karina Michaelis und Magda Jarzabek ging es um „das kalligrafische ICH“. Schriftexperimente auf Papier, typografische Annäherungen mit Balsaholz und großen Pinseln, Kalligrafie mit Feder und Tinte, Aquarell und Acryl: Einem Nachdenken über das Papier verbunden mit der Methode des kreativen Schreibens folgten feinste und detailreiche Grafik sowie prägnante und schwungvolle Zeichen.
Thomas Glöß, Dozent für Designgeschichte, nahm uns dann mit in die Buchstadt Leipzig. In einer umfassenden und individuellen Führung vermittelte er anschaulich die (grafischen) Besonderheiten der Stadtgeschichte und der Stadtentwicklung. So flanierten die Studierenden durch das grafische Viertel, erfuhren etwas über die Passagen und ihre Bedeutung für die Wirtschaftshistorie, erhielten einen Rundum-Blick auf dem MDR-Turm sowie einen Einblick in die Universitätsbibliothek. Eine kleine Schleife zur Musik mit Besuch der Thomaskirche, Wirkungsstätte von Johann Sebastian Bach und zur Politik durften ebenfalls nicht fehlen, Thomas Glöß selbst erlebte die „Friedliche Revolution“ rund um die Nikolaikirche hautnah mit.
Neben der Inspiration und dem Erkenntnisgewinn standen aber auch das Kennenlernen und die Begegnung im Mittelpunkt. In einem naturgemäß etwas isolierten Fernstudium bekommen diese durch das gemeinsame Reisen eine besondere Bedeutung. Denn ein Designstudium lebt und gewinnt durch den Diskurs. Und der war in unserer Exkursion mehr als gegeben, sowohl fachlich im Austausch über gestalterische Prozesse und Ergebnisse als auch im Miteinander beim gemeinsamen Essen und Erkunden der Stadt.
Einen würdigen Abschluss bekam der Themenschwerpunkt Papier mit dem Besuch im Museum für Druckkunst. Auch hier war Thomas Glöß als gelernter Drucker unser Ansprechpartner. „Schrift ist etwas zutiefst Dreidimensionales!“ stellte er voran. Und warum das so ist, erläuterte er anhand von Hoch-, Tief- und Flachdruck in einem anschaulichen Abriss von Gutenberg bis heute.
„Vor dem Original zu stehen, ob es nun ein künstlerisches Werk oder die originale Druckmaschine ist, hilft, die eigenen fachlichen Wurzeln im Wortsinne zu begreifen und über dieses Erkennen die gestalterische Position im Design zu finden“ erläutert Studiendekanin Prof. Dr. Bärbel Kühne.
Papier, Schrift, Buch und Druckkunst – inspiriert und mit vielen neuen Erkenntnissen fuhren die Craft DesignerInnen nach einem inhaltsreichen Wochenende zurück nach Hause und in die Online-Lehre! Wir freuen uns auf die nächste Material-Exkursion im Wintersemester.