Darstellungsweisen von landwirtschaftlichen Nutztieren im Kinderbuch – Eine empirische Untersuchung am Beispiel der Kuh

von Anke Hellermann
Masterarbeit
Studiengang: Design & Leadership
Dozent/in: Prof. Dr. Bärbel Kühne
Thesis Anke Hellermann aufgeschlagen

Das Ziel dieser Arbeit ist es herauszufinden, inwiefern die Darstellung der Kuh im Kinderbuch realistisch ist und welche Inszenierungen hierdurch erzeugt werden. Unter Berücksichtigung historischer Hintergründe und landwirtschaftlicher Wandelprozesse ergab die wissenschaftliche Recherche, dass die Kuh seit jeher einen Nutzen für den Menschen hat. Mit Veränderung der Gesellschaft und dem damit einhergehenden Wachstum veränderte sich auch die Kuh. Nicht nur ihre anatomische Größe passte sich den Bedingungen an, sondern auch ihre Leistung für den Menschen. Durch Züchtung entstanden verschiedene Rassen, unter anderem die sogenannte "Turbokuh", welche auf Höchstleistung getrimmt worden ist, um noch mehr Milch für den menschlichen Verzehr zu produzieren. Um auch den Prozess des Melkvorgangs weg vom manuellen Melken zu optimieren, wurden Melkmaschinen erfunden. Durch diese Entwicklung und die steigende Milchleistung erzeugt die Kuh mittlerweile die dreifache Menge der Milch. Auch in Bezug auf die Milchbetriebe hat eine Veränderung stattgefunden. Kleinbauernhöfe verschwinden und große landwirtschaftliche Betriebe breiten sich aus. Die Darstellung der Kuh in der Öffentlichkeit bleibt in harmonischer und heimischer Idylle bestehen. Auch in der geschichtlichen Entwicklung des Kinderbuchs lässt sich feststellen, dass hier Einfachheit und Verherrlichung im Vordergrund stehen. Somit entwickelte sich das Kinderbuch zu einer pädagogischen Schutzfunktion, um bestimmte Tabuthemen auszublenden. Durch eine emotionale Verbindung der Bezugsperson und des Kindes lassen sich Verhaltensmuster in dieser Beziehung feststellen. Durch Verhaltensweisen des Kindes reagiert die Bezugsperson mit Fürsorge und schafft damit eine wichtige Grundlage für die Bindung. Eltern stellen schlussfolgernd eine Barriere zum Kinderbuch dar. Weil sie ihr Kind oder ihre Kinder schützen wollen, entscheiden sie, welche Kinderbücher gekauft werden oder nicht. Aus einer Umfrage, gerichtet an Eltern von Kindern im Alter zwischen 0–8 Jahren, lässt sich festhalten, dass die Darstellung entscheidend ist. Dennoch ist zu vermerken, dass in Bezug auf eine realistische Darstellung der Nutztiere eine gewisse Unsicherheit einhergeht. Abschließend ist festzuhalten, dass die überhöhte Darstellung der idyllischen Kleinbauernhöfe in Kinderbüchern nicht zeitgemäß und demnach nicht als realistisch einzuordnen ist. Die Erkenntnisse dieser Arbeit finden sich in einem konzeptionellen Ergebnis eines Buchmessestandes wieder. Dieser verdeutlicht die vielfältigen Darstellungsweisen der Kuh in der Gesellschaft unter Berücksichtigung historischer Hintergründe und landwirtschaftlicher Wandelprozesse. Ein interaktives Erlebnis soll als Denkanstoß dienen, um in der Gesellschaft auf die Verantwortung gegenüber Kindern in Bezug auf die realistische Darstellung der Kuh im Kinderbuch aufmerksam zu machen. Durch die konzeptionelle Strategie, einen Denkanstoß in der Gesellschaft zu setzen, kann längerfristig ein Umdenken bei der Zielgruppe stattfinden. Es wird ein Impuls in die Designwelt gesetzt, um auch Autor:innen und Illustrator:innen zu inspirieren, zeitgemäße Kinderbücher zu erstellen und auf Einfachheit und Beschwichtigung zu verzichten. Die gegebene Aufklärung für Eltern nimmt Hemmungen in Bezug auf realistische Zusammenhänge in der Landwirtschaft und deren Nutztiere und beeinflusst womöglich die Entscheidung beim Kauf des Kinderbuchs. Kinder würden von der zeitgemäßen Darstellung profitieren und einen anderen Bezug zu Nutztieren entwickeln.

Thesis Anke Hellermann aufgeschlagen
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