Im Studiengang Craft Design reisen wir einmal im Semester zu inspirierenden Orten der Design- und Kulturgeschichte, um uns über Historie und Entwicklungen von Handwerk und Design zu informieren. Dieses Mal waren wir zu Gast bei unserem Kooperationspartner, der Akademie Faber-Castell in Stein bei Nürnberg. Die Craft Designerinnen und -designer studieren in kleinen Studiengruppen online und vor Ort in Hannover, die Exkursion ist daher eine gute Möglichkeit, sich auch semesterübergreifend kennen zu lernen und gemeinsam zu arbeiten. Das Thema des Wochenendes: Plastisches und skulpturales Gestalten im Raum.
Nach einer ersten Einstimmung in das gestalterische Arbeiten und einem gemeinsamen Essen fand am Samstag vor malerischer Kulisse ein ganztägiger Bildhauer-Workshop im Schlosspark von Faber-Castell statt. Stein als Material war den Studierenden, aus den Gewerken Tischlerei, Raumausstattung, Metallbau kommend, bisher noch nicht vertraut. Reinhard Voss, Bildhauer und Leiter des Workshops, ermutigte denn auch zu eigenen Wegen in der Bearbeitung des Materials und der Formentwicklung. Es ging darum, Strukturen zu erkennen und sich der Formensprache individuell und in eigenem Tempo anzunähern. „Das Material hat selbst diktiert, was darin verborgen ist, das war fast eine Form von Meditation“, so Craft Design-Student Markus Reiter. Sich mit dem Stein frei und in künstlerischer Absicht auseinanderzusetzen, ist für alle neu. „Dieses bewusst ungeplante, experimentelle Vorgehen ist wertvoll und steht in absolutem Gegensatz zu den im Arbeitsleben üblichen zielgerichteten Denk- und Handlungsmustern. Sich davon einmal frei zu machen und neue Sichtweisen zu entwickeln, war eine entscheidende Erfahrung für unsere Studierenden“, erläutert Studiendekanin Prof. Dr. Bärbel Kühne.
Diese Erfahrung wurde bereichert durch einen Besuch des Schlosses Faber-Castell. In einer anschaulichen Führung erläuterte Uli Rothfuss, Leiter der Akademie, den Studierenden die Besonderheiten der Familien- und Unternehmensgeschichte Faber-Castells und gab Einblicke in die Architektur und vielfältige, handwerklich ausgefeilte Raumgestaltung.
Am folgenden Tag widmeten wir uns dem Material in forschender Absicht. Die Ausstellung „Material und Zukunftsfragen im Design“ im Neuen Museum Nürnberg informierte über Technologieentwicklung und neue Verfahren, z.B. Produktentwicklungen auf Basis von Algen, Seegras und anderen natürlichen Rohstoffen. „Es ist wichtig, die aktuell stattfindenden Entwicklungen neuer Materialien zu kennen, aber auch mit einem kritischen Auge zu betrachten und für eigene gestalterische Arbeiten immer umfassend zu recherchieren“ betont Magda Jarzabek, Dozentin im Studiengang. „Die Ausstellung ermöglichte es den Studierenden aber auch, diese Materialien im Kontext der Designklassiker und spannender Kunstpositionen zu entdecken.“ Denn das Neue Museum lohnt auch den Besuch der Ständigen Sammlung mit Objekten und Werken aus der jüngeren Designgeschichte.„Wie schön, dass im Studiengang so viel Besonderes geschieht und uns neben den Seminaren zusätzliche Inspirationen ermöglicht werden“, so abschließend die einhellig positive Meinung der Studierenden.