Fast unscheinbar tat sich der Eingang zum Tischlereimuseum im Herzen Bremens auf, aber dahinter eröffnete sich ein spannender Blick in die Geschichte des Handwerks. Zu Besuch waren Prof. Dr. Bärbel Kühne, Studiendekanin, und Karina Michaelis, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studiengang Craft Design. Sie wurden von Heike Winter von der Tischlerinnung Bremen und Mitglied des Fördervereins des Tischlereimuseums sowie Tischlermeister Ingo Gröne zu einer umfassenden Führung herzlich empfangen.
In der originalen Werkstatt sind hier deutsche und bremische Handwerksgeschichte für die Zukunft erhalten, indem Maschinen wieder funktionstüchtig gemacht und Räumlichkeiten restauriert wurden. Eine faszinierende Sammlung tradierter holzhandwerklicher Antiquitäten, die sich von manuellen Werkzeugen, insbesondere einer immensen Hobelauswahl, über alte Beizmischungen für Holzoberflächen bis hin zu komplexen Holz- und Bearbeitungsmaschinen erstrecken. Um 1920 waren bereits ausgeklügelte Elektrizitätssysteme unterirdisch angelegt, die große und kleinere Maschinen in der Werkstatt antrieben und die Industrialisierung im Handwerk beschleunigten. Welche Bedeutung die Gestaltungstechnik sowie ausgeprägte Oberflächendesigns damalig hatten, zeigte sich u.a. in einer Vielzahl von Profilmessern für Türen sowie in den zeichnerischen Visualisierungen des aus Detmold stammenden Tischlermeisters Hermann Wendt, die in ihrer Klarheit von heute stammen könnten, jedoch in ihrer ornamentalen Anmutung den damaligen Möbeltrend verkörperten.
Das Tischlerhandwerk hat sich aus dem Zimmererhandwerk herausentwickelt und kann auf eine jahrhundertealte Kulturhistorie im Holzhandwerk zurückblicken. Einige Maschinen sind auch heute noch in ihrer Systematik fast unverändert, andere Entwicklungen, wie die 360° CNC, stellen neue konstruktive und gestalterische Weichen für dieses Gewerk.
Wir sind gespannt, welche Strömungen das gestaltungsabhängige Gewerk des Tischlers noch durchläuft und danken für den hochinteressanten Einblick in die Geschichte des Handwerks.
Fotos: Prof. Dr. Bärbel Kühne und Karina Michaelis
